Corona hat Einiges verzögert, verschoben, verändert – auch die Landesgartenschau in Überlingen. Eigentlich sollte die Stadt am Bodensee schon 2020 mit ganz vielen Blumen neu erstrahlen, tatsächlich wurde die Großveranstaltung auf 2021 verschoben. Doch auch in diesem Jahr änderte die Pandemie die Pläne, auf die Eröffnung mussten wir noch wenige Wochen länger warten. Nun ist es endlich so weit: Bis Oktober kann man die erste Landesgartenschau am Bodensee betrachten. Doch lohnt sich das überhaupt? Überlingen ist meine Heimat und war schon vor der Landesgartenschau eine Reise wert. Nun hat sich nochmal Einiges geändert. Denn wo früher nur eine Betonwand war, ist jetzt ein Uferpark. Und einige Ecken der Stadt, die ich als Einheimische nie zu Gesicht bekam, sind nun zugänglich – und wunderschön!
Ich bin kein klassischer Landesgartenschau-Besucher und auch in Überlingen haben wir den Altersschnitt deutlich gesenkt. Das liegt vermutlich daran, dass wir montags unterwegs waren, wo andere arbeiten mussten. Das liegt aber auch daran, dass traditionell ältere Menschen sich eine Garten-Schau ansehen. Das habe ich bei der Landesgartenschau in Bad Herrenalb ähnlich erlebt. Auch dort habe ich einige Jahre gewohnt, auch da haben die Gelder einer Landesgartenschau manches zum Positiven verändert. Es ist wie bei der Blumeninsel Mainau auch: Wenn eine schöne Landschaft und eine schöne Gartenanlage zusammen kommen, ist das ein netter Ausflug – egal, wie alt man ist.
Bevor ich dir die wichtigsten Infos zu Anreise, Kosten und Corona-Maßnahmen gebe, wollen wir erstmal gemeinsam über das Gelände schlendern. Dabei gibt es einige Wege und Landschaften, die ganz neu entstanden sind. Den Uferpark gab es davor so beispielsweise nicht, dafür wurde eine Straße verlegt und eine Ufermauer aufgebrochen. Für solche Infrastruktur-Maßnahmen ist eine Landesgartenschau perfekt. Und ich bin mir sicher, dass Überlingen davon lange profitieren wird. Das Projekt war umstritten und dass das Gelände ein Jahr länger nicht zugänglich war, hat nicht unbedingt für Begeisterung gesorgt. Denn es wurden ja auch Orte umgestaltet und dann abgesperrt, die davor frei zugänglich waren. Doch besser spät als nie, oder? Mit Corona konnte keiner rechnen.
Was uns am besten gefallen hat: Die Landesgartenschau in Überlingen ist ein Blumenmeer! Es ist ein tolles vielseitiges Gelände, das langfristig toll für die Stadt sein wird. Dadurch, dass das Gelände über die Stadt verteilt ist, erhält man auch gleich eine Stadttour. Tolle Idee sind die Obstkisten, in die man sich setzen kann. Allgemein gibt es super viele Sitzgelegenheiten, die zu einer Auszeit einladen.
Was uns nicht so gut gefallen hat: Es gibt wenig Inspiration für einen eigenen Garten und die Preise sind etwas happig. Außerdem muss man bei den Menzinger- und Rosenobel-Gärten ein wenig nach den Toiletten suchen: Die sind im Bereich dazwischen. Und wer eine Toilette nutzt, sollte etwas Kleingeld für die Putzfrau bereit halten – ist keine Pflicht, aber gewünscht.
Was man wissen muss: Es ist eine Landesgartenschau unter Corona-Bedingungen, das heißt aktuell ist nicht wirklich Programm möglich. Die Bühnen, die es gibt, bleiben wohl vorerst leer.
Wer vom Bahnhof Therme aus startet, gelangt direkt zum Uferpark. Am Eingangsbereich werden kurz das Ticket und das negative Corona-Testergebnis geprüft, dann kann es los gehen. Was direkt auffällt: Es gibt so viele Sitzgelegenheiten! Ob Strandstuhl, Sitzkissen, normaler Stuhl oder eine Sitzbank, man kann es sich überall bequem machen entlang des Weges. Außerdem gibt es hier und da eine Bude mit Snacks wie Kartoffelsalat mit Wienerle, Getränken oder Eis. Die Preise sind aber nicht gerade günstig, der Kartoffelsalat kostet beispielsweise knapp 10 Euro – mein Kartoffelsalat ist günstiger und vermutlich auch besser.
Der Uferpark insgesamt ist toll mit vielen Blumenflächen, mit kreativen Spielplätzen und einem Openair-Trainingspark. Das Gelände endet bei einer kleinen, sehr alten Kapelle in Goldbach. Dort sind zum Beispiel auch ein paar Bienenkästen. Über das ganze Gelände verteilt finden sich Informationen zu regionalen Produkten (wie Honig) und Landwirtschaft. An anderer Stelle geht es zum Beispiel um die verschiedenen Apfelsorten, die in der Bodenseeregion wachsen. Schilder zeigen außerdem immer wieder, wie der Uferpark früher ausgesehen hat.
Weil es in Goldbach zwar leckere Pizza, aber nicht viel mehr zu sehen gibt, sind wir umgedreht und am See entlang weiter zu den sogenannten Villengärten.
Die schwimmenden Gärten waren wohl das prominenteste Angebot der Landesgartenschau, das im Vorhinein am meisten für Aufsehen gesorgt hat. Denn anderswo ist es natürlich nicht so einfach möglich, kleine bepflanzte Inseln schwimmen zu lassen. Tatsächlich ist der Steg an den sogenannten Villengärten, der von mehreren schwimmenden Inseln umgeben ist, ganz hübsch – und sehr beliebt. Hier mussten wir kurz anstehen, bis wieder Platz frei war.
Ansonsten erlebt man den hübschen Überlinger Stadtgarten mit seinen alten großen Bäumen und dem Seezugang in einer schöneren Form mit Open-Air-Bibliothek, einigen gestalteten Gartenflächen und einem neuen Pflanzenhaus.
Von den Villengärten aus ist es ein kleines Stück bis zum nächsten Teil der Landesgartenschau Überlingen, denn zwischen Villengärten im Westen und den Menzinger Gärten liegt die Überlinger Innenstadt. Genau genommen sind die Menzinger Gärten direkt in und über der Innenstadt. Das ist die perfekte Gelegenheit, um Überlingen ein bisschen besser kennenzulernen – meinen Guide findest du hier. Wir haben die Pause genutzt, um eine Pizza und etwas Eis zu essen. Tipps zu empfehlenswerten Restaurants in der Stadt findest du auch hier im Guide. Der ist vor Corona entstanden, doch viele Restaurants bieten auch Essen zum Mitnehmen an.
Die Menzinger Gärten sind eine ehemalige Kleingartenanlage mit einem fantastischen Blick auf die Überlinger Altstadt und den Bodensee. Im Rahmen der LGS wurden die Menzinger Gärten umgestaltet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Jetzt findet man hier ein Blumenmeer, einige Beete mit Nutzpflanzen und allerlei Kräutern sowie einen richtig schönen Spielplatz. Außerdem gibt es Wissenswertes zur Ernährung. Dabei habe ich zum Beispiel gelernt, wie viel unseres Bodens für den Anbau von Zuckerrüben und Zuckerrohr genutzt wird. Es ist ähnlich viel wie für Kohlenhydrate wie Mais oder Reis und das hätte ich nie gedacht.
Das Projekt „Boden-Vielfalt-Zukunft“ erzählt davon, wie unterschiedlich die Flächennutzung unserer Ernährung ausfallen kann und wie die Lebendigkeit unserer Böden direkt unsere Gegenwart und Zukunft als Menschen beeinflusst.
Landesgartenschau Überlingen
In den Menzinger Gärten kann man viel Zeit auf wenig Fläche verbringen – und sei es nur für eine kleine Auszeit mit toller Aussicht.
Ganz neue Perspektiven habe ich in den Rosenobel-Gärten entdeckt: Stadtmauer (links) und Bahnhof Mitte (rechts) von oben! Dazwischen einige Grünflächen und Blumen, außerdem auch eine kleine Bar für Snacks. Außerdem findet sich im hinteren Bereich ein Nutzgarten, wo man zum Beispiel die Wurzeln einer Pflanze entdecken kann – wer hätte gedacht, dass die teils so tief reichen? Uns hat dieser Bereich an die Gartenstadt in Bamberg erinnert, wo es auch in der Stadt einige Flächen für Landwirtschaft gibt.
Auf dem Rückweg von den Rosenobel-Gärten kommt man fast unweigerlich am Stadtgarten vorbei, der schon immer sehr schön ist. Entlang der Stadtmauer kann man von dort aus in die obere Stadt laufen – vorbei am Nistplatz von Uhus, auf den auch ein künstlerischer Schriftzug aufmerksam macht. Ich bin links abgebogen und habe mir die Kakteen-Sammlung etwas genauer angesehen. Die ist wohl sehr einzigartig, auf jeden Fall ist sie sehr umfangreich. Von hier aus kann man auch den Hügel hoch in Richtung Pavillon laufen, dort oben ist ein kleines Rehgehege. Wer unten bleibt, kommt durch eine kleine Parkanlage wieder an die Straße gen Bodensee-Therme.
Dieser Bereich ist übrigens auch ohne Eintritt zugänglich. Generell erhält man am Eingang einen Stempel, den man bei den weiteren Bereichen vorzeigt. Manchmal muss man ein wenig warten, beispielsweise bei den Menzinger- und Rosenobel-Gärten.
Es gibt mehrere Eingänge zur Landesgartenschau in Überlingen, ich würde den am Bahnhof Therme empfehlen. Dann kannst du direkt den großen neuen Uferpark erkunden und anschließend durch Überlingen laufen, um die Menzinger Gärten und Rosenobel-Gärten zu erkunden. Einen Lageplan findest du hier. Du kannst dir aussuchen, wie du anreisen möchtest, ob mit dem Auto, der Bahn oder dem Bus. Oder doch per Boot?
Dass ein Landesgartenschau-Besuch kein Schnäppchen ist, das war mir schon klar. Aber 18 Euro? Das muss ein Erwachsener einrechnen. Wir waren daher mit zwei Erwachsenen und zwei Studenten, welche ermäßigt je 15 Euro bezahlen, bei 66 Euro. Familien kosten mit einem Erwachsenen 22 Euro, mit zwei Erwachsenen 40 Euro.
Vergleich mit der Mainau: Die Blumeninsel auf der anderen Seeseite kostet zum Vergleich sogar etwas mehr, 22 Euro für einen Erwachsenen. Doch da ist eine Jahreskarte deutlich günstiger: Bei der LGS muss man dafür mit 115 Euro rechnen, bei der Mainau sind es nur 65 Euro. Wer sich beide Blumen-Paradiese ansehen möchte: Es gibt auch ein Kombiticket, das 36 Euro kostet und drei Tage gültig ist. Dann kann man an einem Tag auf die Landesgartenschau und am nächsten auf die Blumeninsel Mainau.
Wer dann noch nicht genügend Garten gesehen hat, kann direkt weiter nach Lindau fahren, denn dort findet in diesem Jahr die bayerische Landesgartenschau statt.
Wegen der Corona-Pandemie muss man vorher einen Zeitslot buchen. Hier findest du das Terminbuchungs-Portal. Damit sieht man schnell, ob noch Platz ist oder nicht. Zwischen 9 bis 14 Uhr dürfen nämlich maximal 400 Gäste pro 30 Minuten anreisen, damit sich die Besuchermasse etwas verteilt. Maskenpflicht gilt übrigens an den meisten Orten nicht: Nur in Eingangsbereichen und in den Rosenobel-Gärten mussten wir eine Maske tragen.
Woran wir uns wohl gewöhnen müssen, ist das Vorlegen eines negativen Testergebnisses, bevor man etwas unternehmen kann. So ist es auch bei der Landesgartenschau in Überlingen. Das ist auch gar kein Problem, solange es ausreichend Testmöglichkeiten gibt. Wir haben uns für den angeleiteten Selbsttest entschieden, den man für 5 Euro vor Ort machen kann – ohne Termin. Das Problem: Das hat uns eine Stunde gekostet! Denn besonders zu Tagesbeginn bildet sich rasch eine Schlange von Testwilligen, die von den beiden dafür abgestellten Mitarbeitern kaum zeitnah bewältigt werden kann.
Daher würde ich beim nächsten Mal schon ein negatives Testergebnis mitbringen. Ein Schnelltestzentrum gibt es beispielsweise beim Baumarkt Obi oder auch auf dem Testschiff. Aber Achtung: Häufig muss man auch dafür einen Termin vereinbaren, bei uns war bei diesen alternativen Testmöglichkeiten kein Zeitslot mehr frei. Die LGS listet hier die Testmöglichkeiten auf.
Dieser Text ist Stand 11. Mai 2021. Corona-Regelungen können sich seitdem geändert haben.
Liebe Isabelle,
So ein schöner und ausführlicher Bericht über die Landesgartenschau von dir, vielen Dank! Ich bekomme alleine schon von den tollen Bildern Lust darauf. Mal schauen was der Sommer noch so für uns bereit hält, vielleicht machen wir ja einen Kurztrip an den Bodensee
Liebe Grüße, Bettina
Danke dir, liebe Bettina! Wie schön, wenn ich dich da inspirieren konnte. Der Bodensee ist wirklich immer schön und eine Reise wert – melde dich gerne, wenn du dann noch Tipps brauchst :) Liebe Grüße
Hallöchen, danke für den Bericht :) War heute selbst dort & muss deine Aussagen mit den Toiletten korrigieren. Die sind gratis, ob man den Reinigungskräften etwas auf den Teller legt, ist freiwillig. Und: es gab eine Toilettenmöglichkeit zwischen den rosenobelgärten und den menzinger Gärten. Dass direkt in den eh schon kleinen Bereichen kein Platz ist, scheint offensichtlich :)
Lg
Hallo Franziska, danke für die Rückmeldung! Dann haben wir die Toiletten zwischen den Gärten tatsächlich übersehen, guter Punkt. Das passe ich an :) Dass eine Gebühr freiwillig ist, kam bei uns nicht so rüber, aber auch das formuliere ich klarer. LG Isabelle
[…] und viele Unternehmungen mit Freunden mussten warten. In meiner Heimat am Bodensee mussten auch die Landesgartenschau in Überlingen und das Stadtjubiläum verschoben werden, soweit möglich – ebenso wie in Freiburg. Denn die […]