Zuletzt aktualisiert am 18.08.2024
Das Verhältnis von Baden und Schwaben ist ja manchmal ein wenig schwierig, wie ich mit meinem Umzug vor mittlerweile elf Jahren an den Bodensee bemerken durfte. „Wie, du kommst aus der Nähe Stuttgarts?“, hieß es da. Überlingen gehört schließlich zu Baden und darauf sind manche ganz schön stolz. Doch kulinarisch passen Baden und Schwaben bestens zusammen, denn beide Regionen schätzen eine gute Küche. Dass ich darin nicht ganz heimisch bin, bemerke ich ab und zu beim Essen gehen. Und so erntete ich kurz ungläubige Blicke, als ich auf der Mainau fragte (hier meine liebsten schönen Blumenbilder von dort), was eigentlich Kirschplotzer ist. Jeder Badener weiß das natürlich: Ein Kirschkuchen mit Schwarzbrot. Und lecker ist der, sage ich euch!
Süßes mit Brot zu backen, klingt im erstem Moment ein wenig ungewöhnlich. Das ist bei Kirschmichel und Co. ja aber auch bewährt. Bei Kirschplotzer landen auch Mandeln und Kirschwasser im aromatischen Teig, der sich als süßes Hauptgericht oder Dessert eignet. Woher ich das weiß? Ich habe im Buch „Ben Kindler kocht badisch – klassisch kreativ“ (*Affiliate-Link) aus dem Belser-Verlag geblättert.
In dem Kochbuch verrät der Koch, der in Freiburg eine Kochschule betreibt, badische Rezepte und interpretiert diese teils modern. Das Ergebnis liest sich sehr, sehr lecker. Von raffiniertem Dressing bis zu Schäufele mit Linsensalat, richtig guter Sauce und eben Kirschplotzer finden sich allerlei Rezepte, die direkt zum Nachkochen und -backen animieren. Ich habe das Buch als Rezensionsexemplar erhalten und bin sehr froh darüber, weil die nächsten Küchenprojekte somit schon gesichert sind. Es sind einfache Rezepte mehrheitlich ohne exotische Zutaten, so dass nur ein kurzer Besuch im Supermarkt fehlt. Auf meiner Liste zum Nachkochen stehen zum Beispiel: Rehragout mit Gin, Feigen und Schokolade, Bouillabaise aber auch recht simple Nudeln mit Bröselbutter und Gemüse oder vier Varianten von Flammkuchen.
Ben Kindler verrät aber auch einfache Kniffe. Zum Beispiel, Rote Bete im Ofen zu garen – so schmeckt sie noch aromatischer. Das habe ich schon getestet und mache das jetzt nur noch so. Doch zurück zum Kirschplotzer, denn der ist für mich mit daaaas typisch badische Essen. Vielleicht findet ihr dafür ja ein Plätzchen zwischen all den Plätzchenrezepten.
Zwei große Gläser Schattenmorellen (Abtropfgewicht rund 700g), 180g geröstetes Schwarzbrot, 180g gemahlene Mandeln, 180g Zucker, 150g Butter, sechs Eier, 62,5ml Weißwein, 3 EL Kirschwasser, ein halber Teelöffel Zimt und eine Prise Salz. Außerdem 2 EL Puderzucker zum Bestreuen.
Das Rezept passt für eine Springform mit 26 Zentimetern Durchmesser. Manche nehmen auch Zwieback für Kirschplotzer, mir schmeckt die Schwarzbrot-Variante aber deutlich besser. Ich habe die Zutaten ein wenig modifiziert, damit jeder einen Kirschplotzer versuchen kann: Ben Kindler verwendet zwei Pfund schwarze Süßkirschen mit Kern, doch die sind derzeit natürlich nicht verfügbar. Auch Kaiserstühler Kirschwasser und badischer Weißwein sind vielleicht nicht überall greifbar, daher schmeckt es auch mit dem, was der örtliche Supermarkt hergibt.
Gemacht ist der Kirschplotzer dann recht schnell: Weiche Butter mit Zucker schaumig schlagen, das dauert etwa vier Minuten. Die Eier trennen – das Eiweiß auffangen, das Eigelb nach und nach zugeben. Weißwein, Kirschwasser und Zimt zufügen und durchrühren. Das Schwarzbrot bei etwa 70 Grad für einige Minuten im Backofen rösten, alternativ klappt es auch im Toaster. Den Ofen dann auf 180 Grad Umluft vorheizen. Anschließend das Brot grob zerkleinern, feiner wird es mit einer Raspel, und mit den Mandeln unter die Masse geben. Das Eiweiß mit einer Prise Salz steif schlagen und unterheben, jetzt kommen auch die (abgetropften) Kirschen dazu. Die Springform einfetten und die Kirschplotzer-Masse hineingeben. Für 50 Minuten backen, dann auskühlen lassen und mit Puderzucker bestreuen.
Mein Liebster ist ja Badener und für ihn geht Kirschplotzer nicht ohne frische, noch warme Vanillesauce. Daher habe ich nach diesem bewährten Rezept eine gemacht. Dafür braucht es 500ml Milch, fünf Eigelb, einen gestrichenen Esslöffel Speisestärke, zwei Esslöffel Zucker und eine Vanilleschote. Die Eier trennen, es braucht nur das Eigelb – mit dem Eiweiß könnt ihr zum Beispiel Muffins oder Plätzchen backen. Vier Esslöffel der Milch mit Eigelb und Speisestärke glatt rühren. Milch mit Vanillemark und Zucker aufkochen, dann die Milch-Ei-Mischung einrühren und ein wenig andicken lassen. Die ausgekratzte Vanilleschote für den vollen Geschmack mitkochen und vor dem Servieren entfernen.
Ob als süßes Hauptgericht oder Dessert: Badischer Kirschplotzer mit Vanillesauce schmeckt köstlich. Unter den Zutaten sind neben Kirschen auch Schwarzbrot, Mandeln und Kirschwasser – eine richtig leckere Kombination!
einfach700 g | Schattenmorellen |
180 g | geröstetes Schwarzbrot |
180 g | gemahlene Mandeln |
180 g | Zucker |
150 g | Butter |
6 | Eier |
62.5 ml | Weißwein |
3 EL | Kirschwasser |
0.5 TL | Zimt |
1 | Prise Salz |
2 EL | Puderzucker zum Bestreuen |
500 ml | Milch |
5 | Eigelb |
1 EL | Speisestärke |
2 EL | Zucker |
1 | Vanilleschote |
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Original nimmt man aber frische Kirschen MIT Stein. Ansonsten hört sich das Rezept sehr gut an :-)
Das stimmt, würde ich während der Saison auch nehmen. Schattenmorellen helfen, ganzjährig Kirschplotzer genießen zu können :)