Zuletzt aktualisiert am 18.06.2020
Einen Ausblick auf die Hauptstadt genießen, an Sehenswürdigkeiten vorbei schlendern, auf der Spree den Fahrtwind im Gesicht spüren und hinter alte Türen in Unterwelten blicken. Das waren meine drei Tage in Berlin und Potsdam. Vor vier Jahren war ich zuletzt für ein Praktikum dort, jetzt bin ich mit der Schwiegerfamilie nach Berlin geflogen. Und weil die zum ersten Mal dort war, standen viele klassische Sehenswürdigkeiten auf dem Programm: Bestaunen des Brandenburger Tors, Gedenken am Holocaust-Mahnmal, Spazieren im Park von Schloss Sanssouci in Potsdam. Dabei habe ich auch Dinge erlebt, die ich schon lange in Berlin sehen wollte. Dazu zählen beispielsweise die Berliner Unterwelten, lecker trendiges Essen und ein Bummel durch szenige Geschäfte.
Die Reise hat mir einmal mehr bewiesen: Berlin ist immer einen Besuch wert. Auch wenn es bereits mein fünfter Aufenthalt in Berlin war, so gibt es immer etwas Neues zu entdecken. Ob ich nochmal dorthin reisen würde? Ja klar, sofort. Doch bis dahin möchte ich ein wenig zeigen, was ich vor zwei Wochen erlebt habe. Vielleicht hilft der ein oder andere Tipp ja auch dir bei der Reiseplanung.
Dem frühen Vogel kann ich sonst nicht so viel abgewinnen, doch bei Städtereisen ist es Gold wert, bereits um 11 oder 12 Uhr am Ziel zu sein. Wir sind 8.30 Uhr in Stuttgart in den Flieger gestiegen und waren drei Stunden später schon startklar, um die Berliner Innenstadt zu erkunden. Empfehlenswert für einen ersten Eindruck ist die Buslinie 100, die an den wichtigsten Sehenswürdigkeiten vorbeifährt. Bus 100 fährt vom Breitscheidplatz bis zum Alexanderplatz, vorbei an Siegessäule, Schloss Bellevue und Reichstag. Wir sind erst später in die 100 gestiegen und erstmal zu Fuß gestartet, denn unser Hotel lag nahe des Kadewe und war ein guter Ausgangspunkt, um durch den Tiergarten in Richtung Regierungsviertel zu laufen. Erster Stop war das Café am Neuen See – wunderschöner Biergarten und lecker Essen. Wenige Meter davon entfernt liegt die Siegessäule.
Bisher habe ich die Siegessäule nur aus dem Bus heraus gesehen oder bin mal dran vorbeigelaufen, doch dieses Mal ging es gegen einen Eintrittspreis von 3 Euro ganz nach oben. Es ist super anstrengend, die knapp 300 Treppen nach oben zu erklimmen (wir haben versucht, mit zu zählen), doch der Ausblick entschädigt dafür. Fernsehturm und Brandenburger Tor wirken ganz nah, außerdem gibt es einen einmaligen Rundumblick. Und von oben sieht man einmal mehr, wie grün unsere Hauptstadt eigentlich ist.
Das Ziel direkt vor Augen, passierten wir anschließend das Schloss Bellevue und sahen uns den Reichstag sowie anschließend das Brandenburger Tor an. Was steht mehr für Berlin als das Brandenburger Tor? Eben.
Von dort aus sind es nur wenige Schritte zum Holocaust-Mahnmal, welches zum Innehalten einlädt, ja auffordert. Warum lächelnde Selfies hier unangebracht sind, verdeutlicht das Projekt Yolocaust, das 2017 Schlagzeilen gemacht hat. Es ist und bleibt ein Mahnmal, egal welch schöne andere Bilder hier denkbar sind.
Ganz schön viel Programm für den ersten Tag, wenn man um 3 Uhr nachts aufgestanden ist. Deshalb ging es für uns nur noch zurück ins Hotel und Essen ins bezaubernde Restaurant Sissi an der Motzstraße. Ein kleines, sehr feines Lokal mit richtig guter Küche.
Schloss Sanssouci ist legendär und immer einen Besuch wert. Es war mein zweiter (hier der Bericht und Bilder zur Premiere) und nachdem ich beim vergangenen Mal die Orangerie ausgelassen habe, hat sie mich dieses Mal umso mehr verzaubert. Antik anmutende Säulen, weitläufiger Park, interessante und wunderhübsche Skulpturen… muss ich mehr sagen? Perfekt an einem heißen Sommertag, um ein laues Lüftchen zu genießen, das in der Großstadt wohl keine Chance hätte. Wir haben einen Vormittag für unseren Besuch in Potsdam eingeplant und fanden das genau richtig. Je nachdem, wo man in Berlin startet, braucht es nur 30 Minuten nach Potsdam.
Nachdem der Zug aus Berlin uns am Potsdamer Hauptbahnhof ausgespuckt hat, sind wir Richtung Innenstadt geschlendert. Vorbei an sanierten Altbauten und solchen, die noch nach historischem Vorbild neu aufgebaut werden. Es sind nur ein paar hundert Meter, bis wir von der südlichen in die nördliche Innenstadt kamen und dort ganz automatisch auf Schloss Sanssouci zugelaufen sind. Potsdams Innenstadt glänzt mit hübschen kleinen Altbauten, uns ist besonders die Brandenburger Straße aufgefallen. Das ist die zentrale Einkaufsstraße, wo in den Altbauen neben den üblichen Ketten auch ein, zwei ungewöhnliche Shops zu finden sind.
Auf Weinbergterrassen zulaufen, die Treppen erklimmen, sich durch die Besuchermassen drängen und oben einen einstöckigen Prachtbau erblicken. Gelb, alles gelb. Und so schön mit viel Stuck und historisierten Säulen. Sans Souci bedeutet aus dem Französischen übersetzt „Ohne Sorgen“ und das passt. Der Eintritt in den weitläufigen Park ist übrigens kostenlos, es wird allerdings um eine Spende gebeten.
Und dann ist da noch die Orangerie, wo sich im Obergeschoss viel Kunst befindet und früher im Untergeschoss die Südfruchte befanden. Heutzutage unvorstellbar, dass so prunkvolle Räume allein für das Lagern von Orangenbäumen genutzt, ja gebaut, wurden. Heute sind die Räume weitgehend leer, nur hier und da steht noch eine alte Skulptur.
Und als wären zwei Schlösser nicht genug, hat sich noch eines im Park von Schloss Sanssouci platziert. Wobei das Neue Palais offiziell ein Palast ist. Mit dem Schloss Charlottenhof gibt es tatsächlich noch ein weiteres Schloss, doch uns haben drei Prachtbauten gereicht – von außen. Wir haben uns eine Führung gespart, weil wir in den drei Tagen so viel wie möglich sehen wollten, und sind am Neuen Palais in den Bus gestiegen. Der fährt bequem zum Hauptbahnhof zurück, von dort aus ging es wieder nach Berlin.
Berlin ist als Foodie ein Traum, als klassischer Tourist mit vielen Sehenswürdigkeiten auf dem Programm ist diese Leidenschaft aber etwas schwer umzusetzen. Ich wollte nach Jahren wieder zu Mustafas Gemüsekebap, doch das lag auf keiner Route und ist daher ausgefallen. Außerdem haben mir bei Instagram einige ihr Lieblingsrestaurant verraten und Foodie-Tipps gegeben, doch für vieles war die Zeit schlicht zu knapp. Am ersten Tag waren wir um die Ecke essen und haben dabei ein kleines Schmuckstück entdeckt. Am zweiten Tag sind wir von Potsdam aus an die Schönhauser Straße gefahren. Dort liegt das Restaurant „Good Morning Vietnam„, das meine Lieblingskollegin empfohlen hat. Sie geht seit Jahren immer wieder dorthin und fand es immer lecker, uns hat es auch mehr als überzeugt. Mit einem schönen Außenbereich kann man dort auch ein wenig entspannen und hippe vorbeiziehende Berliner beobachten, bevor es weitergeht. Wir hatten Salat, Summerrolls und Frühlingsrollen als Vorspeise, außerdem diverse Currys zur Hauptspeise – alles lecker, alles empfehlenswert.
Anschließend ging es um die Ecke zu Ecoalf. Das ist der Laden, den mein Liebster unbedingt besuchen wollte, nachdem Berlin als Reiseziel feststand. Bei Galileo lief einmal ein Beitrag über diese Marke, die Kleidung aus alten Fischernetzen und Plastikflaschen produziert. Klingt komisch, doch das Resultat ist wunderhübsch und auch noch nachhaltig. Schuhe sind außerdem recht preiswert, Taschen gibt es auch. Auf dem Rückweg zur Bahn kamen wir noch an den Hackeschen Höfen vorbei und sind durch die Innenhöfe spaziert – das nächste Mal bringe ich dafür ein wenig mehr Zeit mit.
Unseren zweiten Tag in Berlin ließen wir dann am Capital Beach ausklingen mit Blick auf die Spree und den Hauptbahnhof.
Bei einer so großen Stadt wie Berlin gibt es immer neue Orte zu entdecken, neue Ausflugsziele, neue Restaurants, neue Shops. Und so gab es einige Dinge, die ich mir für diesen Berlin-Besuch vorgenommen hatte – nicht für alles hatte ich Zeit, doch Einiges konnte ich dann doch abhaken.
Der dritte Tag in Berlin startete dann aber mit alten Bekannten. Die ehemalige Berliner Mauer mit ihren Graffitis gehört zu einem Berlin-Besuch unbedingt dazu. Auf 1,3 Kilometern Länge ist das längste Teilstück zu bestaunen, geschmückt mit den Kunstwerken von 118 Künstlern aus 21 Ländern. Ok ich gebe zu, habe ich bei Wikipedia gelesen – mehr Infos findest du hier. Wir sind mit der S-Bahn über die von zig GZSZ-Szenen bekannte Oberbaumbrücke bis zur Warschauer Straße gefahren, dann entlang der East Side Gallery bis zum Ostbahnhof gelaufen und von dort gen Alexanderplatz gefahren.
Bewährter Ort für einen Ausblick auf ganz Berlin ist das Park Inn am Alexanderplatz. Für 4 Euro pro Person geht es in die Lüfte, oben wartet hinter einem Absperrnetz eine beeindruckende Sicht über die gesamte Stadt und direkt auf den Fernsehturm gegenüber. Auch als Photograph nicht verkehrt, wenn man den Fernsehturm auf den Bildern haben möchte.
So viele Berlin-Besuche durfte ich schon erleben, doch die Unterwelten habe ich mir erst jetzt genauer angesehen. Seit 20 Jahren organisiert der Verein Berliner Unterwelten einen Einblick in Bunker und historisches unterhalb Berlin aller Art. Wir haben für unsere Premiere die Tour 1 – Dunkle Welten gewählt und in der Bahnhaltestelle Gesundbrunnen hinter die geheimnisvolle grüne Tür geblickt. Ein Bunker zwischen U- und S-Bahn. Ziemlich beeindruckend, auch ziemlich beängstigend. Die Führung dauerte 90 Minuten und die Luft war danach etwas knapp. Kaum vorstellbar, länger dort auf beengtem Raum auszuhalten. Und ziemlich interessant, welche Relikte der Vergangenheit der Verein teils wortwörtlich ausgegraben hat. Bilder waren nicht erlaubt.
Die Tour 1 findet übrigens mehrmals täglich statt und braucht keine Voranmeldung. Karten gibt es für 12 Euro direkt am Schalter am Bahnhof Gesundbrunnen. Wir waren zu sechst unterwegs und online steht, dass Gruppen größer als fünf Personen sich anmelden sollten, doch das war gar kein Problem. Ein Bildschirm zeigt auch an, wie viele Karten es für die nächsten Touren noch gibt, so dass man auch nicht umsosnt warten müsste. Hier die Homepage mit Informationen zu unserer Führung, beim Durchklicken findest du noch zahlreiche andere Angebote.
Bisschen über die Spree tuckern und mit einem kühlen Getränk nochmal die Sehenswürdigkeiten vom Wasser aus sehen. Der perfekte Ausklang nach drei intensiven Tagen Berlin und Potsdam. Nach einem kurzen Essen bei Peter Pane in der Nähe vom Alexanderplatz, was im Süden als Hans im Glück bekannt ist, fuhren wir an das Ludwig-Erhard-Ufer in Alt-Moabit. Dort starten die Schiffe der Reederei Riedel – die Fahrt hat mit Rabatt 16,50 Euro gekostet und war in Ordnung. Allerdings werden die erklärenden Ansagen nur vom Band abgespielt, so dass wir sie dank einer Hin- und Rückfahrt gleich doppelt gehört haben. Schade, denn mit einer Live-Ansage hätten wir sicher noch mehr über die Sehenswürdigkeiten erfahren, an denen wir vorbei geschippert sind.
Ich habe mir im Vorfeld meinen Beitrag zu den zehn Top-Sehenswürdigkeiten in Berlin angesehen und viele Dinge mit meiner Schwiegerfamilie noch einmal erlebt. Einige Dinge haben wir dieses Mal nicht geschafft, weil wir dafür andere Dinge gesehen haben. Doch wir brauchen ja auch noch Ziele für das nächste Mal.
Echt toller Beitrag & schöne Bilder! :)
Dankeschön :) Viele Grüße vom Bodensee
Dieser Article wurde erwähnt auf uebersee-maedchen.de