Zuletzt aktualisiert am 24.07.2022
Eine Geschichtsstunde zum nebenbei hören? Ein neues Musikalbum oder ein neues Rezept, einen neuen Foodtrend kennenlernen? Oder doch die männliche Sicht zu Beziehungsgeschichten erfahren? Mit Podcasts geht all das und noch viel mehr. Seit mehr als zwei Jahren nutze ich den Weg von oder zur Arbeit, die Fahrt ins Wochenende oder die Zeit beim Kochen und/oder Putzen, um mich zu informieren oder unterhalten zu lassen. Das übernehmen netterweise viele Menschen, die sich den radio-ähnlichen Beiträgen verschrieben haben. Die Auswahl wird immer größer, die Favoritenliste immer länger. Und ich habe bereits so viel gehört und gelernt. Deshalb verrate ich heute, wie ich Podcasts nutze und welche ich empfehlen kann. Es geht um Futter für die Ohren! Eigentlich sollten es ja die zehn besten Podcasts werden, doch jetzt sind es die 30 liebsten geworden – denn es gibt einfach so viele gute, kostenlose Inspiration da draußen. Und gerade in Zeiten des Corona-Virus, wenn wir mehr Zeit alleine zuhause verbringen, kommt etwas Inspiration vielleicht gerade recht. Verrate mir gerne deine Favoriten!
Der Begriff ist eine Schöpfung aus Broadcast und iPod und bezeichnet das mobile Hören von Radiobeiträgen. Einige der Beiträge werden so auch im Radio ausgestrahlt, etwa von Anbietern wie dem Deutschlandfunk, andere werden eigens produziert. Was sie eint: Die Beiträge sind über diverse Anbieter kostenlos abrufbar. Damit ist so viel Wissen und Unterhaltung so einfach zugänglich! Einige Podcasts sind exklusiv an einen Anbieter gebunden, Spotify hat zum Beispiel in den vergangenen Monaten einige Sendungen exklusiv.
Bei einem iPhone ist die Podcast-App wohl schon vorinstalliert, bei Android braucht es meines Wissens eine extra Anwendung. Ich nutze Podcast Addict und finde es einfach zu handhaben: Ich kann nach Genre, beliebtesten und neuesten Angeboten suchen, diese abonnieren und einzelne Folgen auf meine Favoritenliste packen. Außerdem kann ich Folgen herunterladen – dann ist das Hörvergnügen auch im Funkloch garantiert. Und wenn mir eine Folge besonders gut gefallen hat, kann ich sie als Favorit markieren und finde sie immer wieder. Ach ja: Podcast Addict hat auch einen Sleeptimer, das ist Gold wert. Auch viele der Musik-Anbieter wie Spotify oder Deezer bieten bereits einen Zugang zu vielen Podcasts (nicht nur denen, die bei ihnen exklusiv sind).
Ein Foodie spricht bei Alles in Butter über Wesentliches und Besonderes auf dem Teller. Helmut Gote ist ein unverwechselbarer Genuss-Experte, der meist eine interessante Sicht- und Herangehenweise an kulinarische Themen hat. Dabei geht es mal um einzelne Zutaten wie Fisch oder Schokolade, oder um übergeordnete Themen und Anlässe wie ein Oster-Menü. Dabei bringt Helmut Gote neben Fachwissen auch seine Lieblingsrezepte mit, die mir immer wahnsinnig Lust machen, gleich mit der Zutat loszulegen. Oft gibt es auch einen Geschmackstest mit Empfehlungen, wo man etwa Fisch oder Schokolade gut kaufen kann – oder lieber stehen lassen sollte. Hier merkt man übrigens den Ursprung von Podcasts, denn Alles in Butter ist eine Sendung des WDR-Radios, die jeden Samstag aufgezeichnet und dann auch auf den Plattformen ausgespielt wird.
Der Küchenchef serviert klassische Rezepte in Perfektion: Der Podcast vom Magazin essen&trinken ist noch recht neu, aber sehr vielversprechend. Ich habe neulich das Rezept für Pasta Bolognese gehört – das es so ja eigentlich gar nicht gibt. Achim Ellmer nimmt uns mit nach Italien zu den Ursprüngen des Gerichts, das so besonders in Deutschland gegessen wird, und zeigt seine einigermaßen originale Version. So sehr ich meine Version liebe und regelmäßig koche, seiner gebe ich definitiv auch eine Chance, denn das klang köstlich. Jeden zweiten Donnerstag gibt es ein neues Rezept mit besonderen Kniffen. Kostprobe gefällig? Wiener Schnitzel machte den Auftakt, seitdem sammeln sich auch Beiträge zu Hummus oder Mousse au chocolat.
Tim Mälzer kann auch Podcast, wie Fiete Gastro zeigt. Das Alpahtierchen der deutschen Fernsehköche holt sich regelmäßig spannende Gäste in seine Sendung wie Jamie Oliver, Sänger Sasha oder Comedian Atze Schröder. Schon für die Titel gibt es von mir ganz viel Liebe: „Alle Wege führen nach Rum“, „Brei nach neun“ oder „House of Tartes“. Dabei geht es auch, aber nicht nur um Kulinarisches.
Was ich auch gerne höre: Herz auf der Zunge von der lieben Verena – ich habe sie schon kennenlernen dürfen und mag ihre persönliche, offene Art. Sie hat gute Tipps und Tricks aus der Perspektive einer Ernährungsexpertin. Und als sie vom emotionalen Wert von bestimmten Gerichten erzählt hat, habe ich auch ein Tränchen verdrückt. Wer noch mehr Food-Themen auf die Ohren möchte: Der Feinschmecker Podcast lässt Menschen der Foodbranche zu Wort kommen, ob Fotograf oder Sternekoch. Und bei Deckel auf von Chefkoch nimmt Maja Nett, die ich vom Blog moey’s kitchen kenne, mit auf eine kulinarische Reise – dabei macht sie auch bei diversen anderen Bloggern Halt.
Zwei Typen sprechen über Sex, Liebe und Beziehungen – und nehmen dabei kein Blatt vor den Mund. Entweder man liebt die beiden Macher Max und Jacob, oder man hasst sie. Ich höre jede Folge von Beste Freundinnen, weil der Podcast mir einen Einblick in die männliche Denke erlaubt – oder zumindest in die Denke dieser beiden Männer. Manchmal schüttel ich den Kopf, manchmal bin ich ganz anderer Meinung, doch immer finde ich es unterhaltsam und nehme etwas für mich mit. Warum auch immer sie dafür den Slogan „Euer Abführmittel für die Ohren“ gewählt haben.
Sprechen zwei Freundinnen über Themen, über die man mit seiner Gynäkologin nicht sprechen mag oder kann: Bei Clitoria’s Secret reden zwei Freundinnen besonders über anatomische, medizinische Themen. Das ist deshalb ansprechend, weil eine der beiden Gynäkologin und damit vom Fach ist. Dabei geht es zum Beispiel um den Zyklus, Verhütung oder Geschlechtskrankheiten. Ich habe den Podcast erst neulich entdeckt und noch nicht alle Folgen gehört, schätze aber die angenehme, unaufgeregte Atmosphäre der beiden.
Wenn du dich für den eigenen oder den anderen Körper, Beziehungen und Sex interessierst, kann ich auch Eine Stunde Liebe empfehlen sowie Zeit Online: Ist das normal?. Beide haben einen sehr offenen, nicht wertenden Ansatz und bereiten Themen gut auf. Bei Lina Mallon geht es auch, aber nicht nur um Dating – sie hat so schöne Texte und eine so angenehme Stimme, daher ebenfalls empfehlenswert.
Paulina und Laura erzählen sich bei Mordlust in jeder Folge je einen Kriminalfall. Dabei sind sie nicht sensationslüstern, sondern zeigen die verschiedenen Facetten und auch Hintergründe einer Tat. Ich habe inzwischen viele True Crime Podcasts gehört und Mordlust bleibt unangefochten mein Liebster. Während andere bloß wiedergeben, was sie bei einer Internet-Recherche gelesen haben, befassen sie sich auch mit Hintergründen und befragen Experten. Was mir besonders gefällt: Beide erklären in jeder Folge, was sie Neues gelernt haben – und damit lerne auch ich etwas über das Rechtssystem und unsere Gesellschaft. PS: Die beiden laufen inzwischen über Funk und damit die öffentlich-rechtlichen Sender – schön, wenn vom Rundfunkbeitrag auch so etwas finanziert wird!
Bei Zeit Verbrechen sprechen die beiden Zeit-Journalisten Sabine Rückert und Andreas Sentker über aufsehenerregende Kriminalfälle, bei denen Sabine Rückert meist vor, während oder nach einem Prozess involviert war. Der Podcast erscheint alle zwei Wochen mittwochs, sodass ihr eine Woche Mordlust und in der nächsten Woche Zeit Verbrechen hören könnt. In den vergangenen Folgen ging es allerdings häufig um Schattenseiten der Justiz, also z.B. jemanden der sehr lange inhaftiert statt therapiert wurde. Das ist wichtig und richtig, geht für mich aber etwas am eigentlichen Thema vorbei. Ich finde schwer Worte dafür, warum das so ist – vielleicht, weil es mich an ein bloßes Bashing von Polizei und Justiz erinnert, was wenig konstruktiv ist. Doch das ändert sich gerade wieder.
Auch empfehlenswert ist Dunkle Spuren vom Kurier, bei dem österreichische Kriminalfälle nacherzählt werden.
Lästerschwestern bieten einen Einblick in die YouTube-Welt, die mir sonst ziemlich fremd ist. David Hain und Robin Blase sind das Stamm-Duo, das sich einmal pro Woche mit weit mehr beschäftigen als Rezo und sein „Zerstörungsvideo“, das ihn deutschlandweit bekannt gemacht hat. Dabei erfahren Zuhörer viel über die Grabenkämpfe, die mir als Normalo sonst verborgen bleiben. Sehr unterhaltsam und gut nebenbei zu hören. David Hain nahm sich die vergangenen Wochen eine Auszeit, weshalb Robin Blase sich Gäste ins Studio holt – auch gut.
Faking Hitler ist eine Podcast-Serie des Stern, die einen der größten Presseskandale der deutschen Geschichte erzählt. Der Stern gab damals mehrere Millionen Euro für gefälschte vermeintliche Hitlertagebücher und Jahrzehnte später fragten sich immer noch viele, wie das eigentlich geschehen konnte. Die Serie bietet Einblicke und lässt dabei auch Original-Tonaufnahmen erklingen, die Gespräche zwischen dem Redakteur und dem Fälscher dokumentieren. Sehr spannend, sehr unterhaltsam. Mit einigen Kopfschüttel-Momenten.
Eine Stunde Was mit Medien erscheint wöchentlich. Mediasres vom Deutschlandfunk täglich. Beides sind Angebote, die wohl besonders Journalisten interessieren. Doch vielleicht ist es auch für einen Blick hinter die Kulissen interessant? Was mit Medien widmet sich ungefähr 40 Minuten einem aktuellen Phänomen, zuletzt zum Beispiel der Bluttat von Hanau und wie Medien da an ihre Grenzen gestoßen sind. Fasziniert hat mich auch ein Beitrag im Januar, als es um Verschwörungstheorien ging. Mediasres bietet verschiedene, kürzere Beiträge – ob zum Stellenabbau eines Mediums, Zensur eines Landes oder der Medienstrategie eines Politikers.
Einblicke in die Bloggerwelt bietet auch CraftCast von Laura (trytrytry) und Lisa (meinfeenstaub). Gleich den Anfang ihres Podcasts, die Folge zu Kooperationen aus der Hölle, habe ich gerne gehört. Mit weiteren Beiträgen etwa zu Social Media Kanälen, Werbung und Authentizität sowie Planung beschäftigen sie sich mit den Themen, die wohl alle Blogger interessieren.
Fernsehrausch holt mir die Helden meiner Kindheit zurück. Ob GZSZ-Schauspieler Wolfgang Bahro, Talkmasterin Vera Int-Veen oder ihre Kollegin Bärbel Schäfer: Daniel Franzen und Christoph Tautz holen diejenigen ans Mikro, die deutsches Fensehen geprägt haben. Dabei schaffen sie es stets, den Menschen hinter dem Bildschirm hervorzulocken und ihre Gäste ein wenig persönlicher kennen zu lernen. Zuletzt gelacht habe ich bei Tom Gerhardt, der als Mann mit der Mütze aus der Sendung Hausmeister Krause bekannt ist – und wohl Groupies hatte, die ihn genau in dieser Rolle sehr begehrt haben. Persönlich wird es bei diesem Podcast auch dank der schonungslosen Fragen zum Schluss, deshalb unbedingt hörenswert! Verständlich, aber schade, dass es hier nur alle paar Wochen eine neue Folge gibt.
Interessante Talkgäste und unternehmerisches Empowerment gibt es bei Hotel Matze. Der Gastgeber Matze Hielscher holt sich regelmäßig spannende Gäste ins Studio wie jüngst den Künstler Moses Pelham, die Influencerin (auch wenn sie den Begriff wahrscheinlich nicht mag) Madeleine Daria Alizadeh von DariaDaria oder die Macherin von Zeit Verbrechen Sabine Rückert. Matze hat eine unglaublich offene, sympathische Art, sich mit Menschen zu unterhalten, und scheut sich auch nicht vor kritischen Fragen. Toll ist auch der monatliche Beitrag „Gut drauf im März“ (oder eben Februar, Januar…) – dabei spricht er mit dem Einhorn-Gründer Philipp Siefer über ihr Unternehmersein, Politik und Gesellschaft.
Der Anruf zeigt, dass jeder Mensch eine spannende Geschichte hat. Und diesen Ansatz liebe und lebe ich! Clemens Boekholt und Johannes Sassenroth rufen jemand Wildfremden an und beginnen ganz ohne Vorgespräch eine Unterhaltung. Dabei helfen einige Fragen am Anfang, den bislang unbekannten Gesprächspartner kennenzulernen und erste mögliche Themen zu entdecken. Wenn jemand dabei erzählt, dass er sich schon einmal strafbar gemacht hat, kann das zum Beispiel ein großer Betrug oder ein gestohlener Kaugummi sein. Drei, vier Mal pro Monat erscheint eine neue Folge und ich höre mir wirklich jede davon an.
Wer noch mehr wissen möchte, dem sei Eine Stunde History von Deutschlandfunk Nova empfohlen sowie der Podcast Wieder was gelernt. Beide schaffen es, im einen Fall Hintergründe zur Menschheitsgeschichte und im anderen Fall kleine Fragen des Alltags zu erklären. Und wer sich für HipHop interessiert, dem sei Machiavelli und Schacht&Wasabi empfohlen. Um Musik geht es auch bei 100 mal Musiklegenden, dabei wird innerhalb von etwa zwölf Minuten die Entstehungs- und Wirkungsgeschichte eines berühmten Songs geschildert. Erklär mir Pop vom SWR hat einen ähnlichen Ansatz.
Wirklich wieder sehr gut geschrieben.
Ich freue mich über jeden Beitrag von Dir.