Zuletzt aktualisiert am 11.08.2025
Es begann mit einer Mail. „Deine Liebe zum Kochen und zur Region passt perfekt zu unserem Format“, schrieb Annika vom SWR (unter anderem) im Mai. Völlig unvermittelt, einigermaßen kurzfristig. Denn schon vier Wochen später sollte es losgehen – und zwei Wochen davon war ich im Urlaub. Schnell funkten wir uns zusammen und waren uns einig, was wir wie ins Fernsehen bringen wollen. Wenig später standen dann sechs Menschen in meiner Wohnung und schauten ganz genau zu, wie ich einen meiner Lieblingskuchen backe: Apfelweintorte. Das Ergebnis können nun tausende Menschen in der SWR Heimatküche ansehen. Verrückt. Und so aufregend! Doch wie läuft so ein Drehtag eigentlich ab? Ich nehme dich mit hinter die Kulissen.
Anfangs war ich unsicher, ob ich die Anfrage annehmen soll. Denn um ehrlich zu sein, stehe ich am liebsten dann doch hinter der Kamera – und bin nicht umsonst Redakteurin statt z.B. Moderatorin geworden. Die Kamerascheu wird langsam besser, wie meine Restaurant-Tests bei Instagram zeigen, doch in einem Fernsehbeitrag aufzutauchen ist dann doch nochmal was anderes. Denn das wird sowohl im linearen Fernsehen als auch online tausende, wenn nicht zehntausende, Menschen erreichen. Uff.
Ob ich Lust habe, mit ihnen ein typisches Bodensee-Gericht zu kochen? Klar. Doch was ist eigentlich typisch für den Bodensee? Und was hat eine besondere Bedeutung für mich? Beim Stöbern im Archiv habe ich zum Beispiel Apfelweintorte, Kirschplotzer oder auch Schwarzwälder Kirsch Dessert gefunden. Diese Beiträge haben einen Bezug zum Bodensee – weil ich die Apfelweintorte hier lieben gelernt habe, weil man Kirschplotzer hier im Badischen gerne isst und weil Schwarzwälder Kirschtorte ursprünglich aus Radolfzell stammen soll. Also vielleicht lieber backen als kochen.
Natürlich hätte ich auch eine Raclettepfanne, wie ich sie beim Openair Frauenfeld liebe, auftischen können. Oder Felchen, den klassischen Fisch vom Bodensee, mit Gemüse von der Insel Reichenau. Doch um auch etwas über das Gericht erzählen und Lebensmittel in den Fokus rücken zu können, fand ich die Apfelweintorte am passendsten – schließlich steht der Bodensee wie kaum eine andere Region für Äpfel. Und die sind dank geschickter Lagerung quasi ganzjährig verfügbar, anders als Kirschen für Kirschplotzer.
Außerdem kenne ich mit Bruno Stotz jemanden, wo man die Zutaten bestens einkaufen kann. Sein Hof bei Markdorf ist ein Träumchen – es schmeckt nicht nur toll, was er dort herstellt, sondern sieht auch besonders schön aus.
Ein Kennenlern-Termin fiel wegen meines Urlaubs und Pfingsten aus, also schickte ich ein Handyvideo, damit sich das Drehteam einen ersten Eindruck meiner Wohnung machen kann. Allein das fühlte sich schräg an. Hattest du schon mal ein Fernsehteam in deiner Wohnung? Nein? Ich auch nicht. Ganz schön aufregend. Denn wir kennen doch alle die Fernsehbeiträge, nach denen man sich wundert, wie jemand wohnt. Ich konnte nicht einschätzen, wie mein Zuhause von Kameras eingefangen wird. Also habe ich einige extra Stunden investiert, damit alles super aussieht – sogar die Pfingstrosen haben alles gegeben.
Außerdem standen noch so Dinge wie eine zweite Kuchenform* kaufen, Zutaten besorgen und den Kuchen nochmal backen auf dem Programm…
Ein Blick auf den Drehplan zeigte schnell: Das wird sportlich. Denn innerhalb von 1,5 Stunden in Markdorf drehen und dann zu mir auf die andere Seeseite fahren? Allein die Fahrt dauert ja 45 Minuten. Hat so natürlich nicht geklappt – und es lief trotzdem wie am Schnürchen.
Das ist auch Susanne Nett zu verdanken, der Moderatorin der Sendung SWR Heimatküche. Ich habe sie an der Fähre kennengelernt und direkt ein gutes Gefühl. Denn ich musste mich für den Beitrag einfach mit ihr unterhalten – und das sollte ich hinbekommen. Währenddessen durften wir gemeinsam bei Bruno köstlichen Cider kosten.
Die erste Überraschung: Die meisten Szenen sind ein one-take, das heißt es gibt nur eine Aufnahme. Kein Feilen an Formulierungen für den zweiten, dritten oder vierten Anlauf, sondern maximale Authentizität. So bleibt auch das ein oder andere „ähm“ erhalten.
Während beim Stotzhof ohne große Ausrüstung (mal abgesehen von zwei Kameraleuten, Tonmann, Techniker, Redakteurin und Moderatorin) gedreht wurde, verwandelte sich meine bescheidene Butze schnell in ein Studio. Da wurden Lampen aufgestellt und meine Lampen abgeklebt, damit sie die richtige Lichtfarbe haben. Schnell noch den Tisch verrücken und Geschirrtücher ausbreiten, damit es farblich schön ist – und Action.
Die Flüssigkeit für den Pudding war nicht warm genug, sodass die Masse nicht direkt andickte. Während ich schon kurz davor war, alles neu anzusetzen, hatten die Stärke-Götter dann doch ein Einsehen und verwandelten Apfelsaft und Cider in einen geschmeidigen Pudding. Den brauchen wir für die Füllung, das Rezept für die Apfelweintorte findest du übrigens hier.
Was mich noch mehr geärgert hat, ist das zweite Missgeschick der Dreharbeiten: 500 ml Sahne in einem recht kleinen Rührbecher steif zu schlagen, musste schief gehen. Also wechselte ich erst die Schüssel und packte dann noch ein Geschirrtuch drüber, damit Susanne und ich nicht mit Sahne besprenkelt werden. Doch das wurde glücklicherweise im Schnitt so gelöst, dass es überhaupt nicht auffällt.
Einige (viele) Stunden später war es geschafft: Die eine Apfelweintorte war im Ofen und die zweite durfte aus dem Kühlschrank. Denn wie es sich fürs Fernsehen gehört, hatte ich da mal was vorbereitet. Damit konnte ich die Zubereitung nochmal üben (zum Beispiel auch, wie man Mürbeteig schön ausrollt mit diesem Tutorial) und sichergehen, dass die Sahne beim Dreh nicht davon schmilzt. Denn der Kuchen muss abgekühlt sein, damit das Finish gelingt. Ein Glück, dass das Drehteam den einen Kuchen direkt verdrückt – und bestätigt, wie gut er schmeckt.
… war für Freitag, 25. Juli, im Rahmen der Landesschau Baden-Württemberg angekündigt. Tatsächlich ist es offenbar schon einen Tag zuvor erschienen, hier gibt es den Link. Und wie schräg ist es, sich selbst im Fernsehen zu sehen? Die eigene Mimik, Körperhaltung etc. nimmt man ja selten wahr. Doch das Team hat wirklich tolle Arbeit geleistet, finde ich – was meinst du?
Haben viele Menschen mich, meine Apfelweintorte und meine schöne Heimat gesehen. Ich bin um eine Erfahrung reicher und kann sagen, dass ich bekannt bin aus Funk und Fernsehen – was auch immer das bringt. Würde ich es wieder tun? Vermutlich. Würde ich dabei auch erwähnen, wie mein Blog heißt? Unbedingt!
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