Tipps fürs Studium: Was und wo studieren? [Blogparade Studentenleben]

1. Juli 2015

Zuletzt aktualisiert am 02.05.2020

Schweißperlen auf der Stirn, der ständige Blick auf die Uhr und sich überschlagende Gedanken: Reicht es, bestehe ich den Test? Über 300 Menschen sitzen in einem großen Saal und wollen alle eins: Den Studienplatz. Vor genau vier Jahren absolvierte ich den Eignungstest für Literatur-Kunst-Medien in Konstanz und einige Wochen später stand fest, dass ich zu den knapp 100 glücklichen Bald-Studenten gehöre. Der Weg dahin war lang, denn die Frage „Was und wo studieren“ stand schon Monate zuvor im Raum. Heute eröffne ich mit einigen Antworten darauf die Blogparade Studentenleben, in den kommenden Tagen gibt es außerdem Beiträge zum WG-Leben, Mensa und, ganz wichtig, Semesterferien. Auf dem Blog Studentenleben (klick) findet ihr nach und nach alle Beiträge, morgen verrät euch Maike mehr über Ersti-Eindrücke.

Für ein Leben als Erstsemester-Student, kurz und liebevoll Ersti genannt, braucht es aber eine Entscheidung: Was und wo studieren.

Was studieren?

Bei manchen steht vielleicht der Ort im Vordergrund der Studienwahl, etwa wenn Freund, Freunde und Familie für eine kurze Distanz zum Heimatort sprechen. Andere wollen möglichst weit weg, um ungezwungen in den nächsten Lebensabschnitt zu starten. Bei mir ging es weniger um das wo, als um das was. Bei der Studienwahl gibt es zwei Möglichkeiten: Interesse vs. Perspektive. Während die einen studieren, worauf sie Lust haben, wählen andere gezielt einen gefragten Studiengang mit scheinbar guten Einstiegschancen. Für mich war die dritte Möglichkeit des Mittelwegs das richtige. Ohne Leidenschaft finde ich kein Studium erfolgsversprechend, denn diese drei oder fünf Jahre für einen Bachelor oder Master sind Fundament des späteren Berufslebens.

Ganz so einfach ist die Studienwahl dennoch nicht, wenn man Interesse und Perspektive berücksichtigen möchte – bei studieren.de finden sich 7169 Studiengänge. Wichtig ist also im ersten Schritt die Richtung: Sprachen oder Technik, kreativ oder forschend? Schulnoten müssen kein eindeutiger Wegweiser sein, helfen aber beim Herausfinden von Talenten. Mir hat auch geholfen, meinen Alltag zu analysieren: Was mache ich gerne, bei welchem Thema interessiere ich  mich und mache auch mal mehr, als nötig ist? Wer in diese Richtung studiert, bleibt eher am Ball und übersteht Durststrecken – denn es gibt immer Vorlesungen, die langweilig, anstrengend oder schlicht zum Verzweifeln sind.

Schulunterricht deckt natürlich nicht das gesamte Studienangebot ab, auch deshalb finde ich Praktika sehr hilfreich. Nur so erhält man eine Ahnung vom späteren Berufsfeld und weiß, wofür man studiert. Oder findet heraus, was nicht in Frage kommt, was mindestens genauso wichtig ist. Bei allgemeinen Studienfächern wie Germanistik oder BWL sind es wiederum Praktika, die vor und während dem Studium eine Richtung für das spätere Berufsleben weisen.

Mit einer vagen Antwort auf die Frage „Was studieren“, stehen immer noch einige  Möglichkeiten zur Wahl: Die Art von Hochschule und Studium.

  • Fachhochschule: Wer eine praktische Art der Wissensvermittlung schätzt, ist an einer Fachhochschule  meist besser aufgehoben als an einer Universität. Kurse an Fachhochschulen erinnern an die Schule, der Stundenplan steht weitgehend fest und der Kurs, also die „Schulklasse“, bleibt während des Studiums bestehen. Die Dozenten stammen oftmals aus der Praxis, ein Praxissemester hilft zusätzlich beim Fuß fassen in der entsprechenden Branche. Und die Dozenten kennen dich beim Namen, was ein Vor- und Nachteil sein kann.
  • Universität: Die klassische akademische Lehre bietet eine Universität, wo allerdings mehr Selbstständigkeit und Selbstdisziplin gefordert ist. Jedes Studium hat eine Studienordnung mit dem groben Verlauf und nach den Einführungsveranstaltungen sind die Studenten schon selbst gefordert, vom Zusammenstellen der Kurse bis zur Prüfungsanmeldung. Das ist jedoch von Studiengang zu Studiengang verschieden, bei den naturwissenschaftlichen Angeboten gibt es etwa deutlich mehr Vorgaben als bei den geisteswissenschaftlichen.
  • Duales Studium: Ein duales Studium verbindet Praxis mit universitärer Lehre und Studenten wechseln zwischen ihrem Betrieb und der dualen Hochschule, entweder alle drei oder sechs Monate. Anders als bei FH und Uni bewirbt man sich hier nicht bei der Bildungseinrichtung, sondern direkt bei einem Betrieb, der das duale Studium anbietet – die Hochschule bietet meist eine Liste mit teilnehmenden Betrieben. Duale Studenten erhalten ein Gehalt und steigen direkt in einen Betrieb ein, der in der Regel an einer späteren Weiterbeschäftigung interessiert ist. Wegen der Doppelbelastung haben duale Studenten aber auch weniger Zeit und beispielsweise keine wochen- oder monatelangen Semesterferien. Achtung! Während die Bewerbungsfrist für beispielsweise das Wintersemester, das im Oktober beginnt, meist im Juni/Juli davor endet, haben duale Studiengänge teilweise eine Vorlauffrist von einem Jahr!

Alle Studienformen bieten einen Bachelor, also ein etwa dreijähriges Grundstudium, und einen Master, also das etwa zweijährige Aufbaustudium.

Für Abiturienten mit der Frage, was sie studieren sollen, gibt es zahlreiche helfende  Internetseiten, ich kann studieren.de empfehlen. 7169 Studiengänge wirken erstmal  abschreckend, doch nach der Unterscheidung von Hochschule und dem Auswählen der Bachelorstudiengänge bleiben weniger Angebote. Anschließend hilft nur durchklicken und sich informieren, eine Studienwahl braucht Zeit. Wenn ein Studiengang spannend klingt, wird auf der Folgeseite deutlich, wo er angeboten wird. Orientierungstest sollen zusätzlich bei der Entscheidung des Studiengangs helfen. Ich musste bei meinen Bewerbungen etwa eine Bestätigung vorlegen, dass ich bei www.was-studiere-ich.de einen solchen Test gemacht habe – das Ergebnis war für die Bewerbung irrelevant und hat mich wenn überhaupt bestätigt, aber nicht in eine Richtung gelenkt.

Wo studieren?

Nach dem „Was“ stellt sich natürlich die Frage des „Wo“. Angesichts tausender Studiengänge stehen hier deutlich weniger Städte und damit Möglichkeiten zur Wahl. Die unterscheiden sich jedoch nach Art der Hochschule: Fachhochschulen sind meist in den gleichen Städten wie Universitäten, aber auch in kleineren Städten vertreten. Duale Hochschulen sind dagegen im ganzen Land verstreut und auch in Orten, wo weder eine Fachhochschule noch Universität ist. Das Hochschulranking der Zeit findet ihr hier, es listet die besten Hochschulstandorte nach Kategorien wie Fachkenntnis und Betreuungsverhältnis und ist ein guter Wegweiser für einen ersten Eindruck.

Reputation ist wichtig, aber nicht alles. Berlin bietet charmanten Hauptstadtflair, Köln eine weltoffene Metropole und München die Schickeria – Stereotypen können helfen, eine Stadt zu wählen. Macht euch ein möglichst umfassendes Bild der Städte, die in Frage kommen, und am besten eine Liste mit Pro- und Contra-Punkten. Ich habe mich deutschlandweit beworben und anschließend unter den Zusagen für Konstanz entschieden, weil es eine schöne Stadt mit dem perfekten Studiengang ist. Außerdem konnte ich dank Heimatvorteil weiter für die Zeitung arbeiten und mit meinem Freund leben – auch das sind Faktoren, die den Studienort beeinflussen können.

Falls ihr eine oder mehrere Städte ins Auge gefasst habt, kann Facebook weiterhelfen. Meist gibt es für jeden Studiengang eines Ortes eine Facebook-Gruppe, bei mir gab es beispielsweise eine spezielle für „LKM Erstis 2011/12“ und eine allgemeine mit dem Titel „Literatur-Kunst-Medien“ – in beiden habe ich Leute gefunden, die Stadt und/oder Studiengang kennen und gerne weiterhelfen. Auf den Webpräsenzen der jeweiligen Stadt findet ihr außerdem Informationen zum Sport- oder Musikverein, auch die Uni-Homepage ist einen Blick wert.

Fazit: Was und wo studieren

Studieren macht Spaß und ist eine großartige, bereichernde Erfahrung, doch der Weg dahin kann lang sein. Nicht unbedingt wegen der Umstände, denn Bewerben und Einschreiben ist einfach. Dafür ist es aber eine so wegweisende Entscheidung, dass sie einige Gedankengänge mehr verdient. Daher sollte man nicht erst kurz vor der Bewerbungsfrist damit beginnen, sich Gedanken um den richtigen Studiengang und passenden Studienort zu machen, sondern schon einige Monate zuvor. Was dabei hilft ist eine Mischung aus Vernunft und Bauchgefühl. Dafür muss man sich nicht den Kopf zerbrechen – zumal die Entscheidung nicht endgültig ist: Ein Studienwechsel ist meist problemlos möglich und das spätere Berufsfeld hängt nicht nur vom Studiengang, sondern auch der eigenen Person und Erfahrungen ab. Genieß die Zeit deines Lebens an deiner Uni in deiner Wahlheimat!

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Über mich

Hallo, ich bin Isabelle, 33 Jahre alt und lebe in Konstanz am schönen Bodensee. Auf meinem Blog ÜberSee-Mädchen.de zeige ich vor allem einfache Rezepte für leckeres Essen. Meine Kochkarriere begann mit der Sehnsucht nach Heimatküche wie Grießklöschensuppe oder schwäbischen Wurstspätzle. Seitdem habe ich viele Stunden in der Küche verbracht und allerlei Köstlichkeiten ausprobiert. Sieh dich ein wenig um und lass es dir schmecken.

4 Kommentare

  1. Toller informativer Beitrag! Mein Studium ist zwar schon ein Weilchen her, aber an die Entscheidungsprozess konnte ich mich auch noch gut erinnern. Glücklicherweise fiel der passende Studiengang auch mit meiner Lieblingsstadt zusammen, sodass mir die Entscheidung da leicht fiel.
    Liebe Grüße, Frau Fofftein

  2. Genau in der Findungsphase befinde ich mich momentan. Was – Wo-Wann-Wie usw. Und mit wem? und vor allem wie finanziert man es. Nur allein mit Bafög wird eng werden, bei den Preisen auf dem Wohnungsmarkt. Vielleicht sollte man doch auch mal über ein Fernstudium nachdenken. Irgendwie fühle ich mich durch die Schule kein bisschen auf das Leben vorbereitet

  3. Hei,
    Super Beitrag, danke! Ich finde auch, dass man sich etwas auf sein Bauchgefühl verlassen kann. Vor allem kann man sein Studium auch einfach wechseln, dass das kein Problem ist wissen viele einfach nicht!

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